XVII. Berlin Global Forum, China-Abend, 06. November 2018

Im Anschluss an den XIV. Study Trip to China fanden sich Global Bridges Mitglieder, Young Leader Alumni und Freunde in Berlin ein, um mit Dr. Volker Stanzel, ehemaliger deutscher Botschafter in China und Japan, und Dr. Mikko Huotari, stellvertretender Direktor des Mercator Institute for China Studies (MERICS), über die aktuellen Entwicklungen in China zu diskutieren. Global Bridges Mitglied Hans Henning von Oertzen stellte für den Abend freundlicherweise seine schönen Räumlichkeiten im Herzen Berlins zur Verfügung.

Kernpunkte der Diskussion war unter anderem die Frage, wie China die Balance zwischen Innovation und politischem Gehorsam halten kann. Auch Chinas Einfluss im Ausland und dessen Implikationen für Deutschland und die Europäische Union waren ein zentrales Thema. Dr. Stanzel nannte dabei die Belt & Road Initiative (BRI) als wichtiges Beispiel für Chinas wachsende internationale Einflussnahme in Eurasien und Afrika durch den Auf- und Ausbau interkontinentaler Handels- und Infrastrukturnetze.

Dr. Huotari ging in seinem Vortrag auf die Auswirkung dieser Entwicklung auf Deutschland und die Europäische Union ein. Ihm zufolge war Deutschland bisher im Umgang mit China sehr erfolgreich. Gleichzeig sei die Beziehung zwischen den beiden Ländern äußerst zerbrechlich.

Global Bridges Mitglieder und Young Leaders hatten im Anschluss an die beiden Vorträge die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihre Eindrücke und Ansichten miteinander auszutauschen. Es wurde darauf hingewiesen, dass der chinesische Staat auf eine längere Geschichte zurückblickt als die restliche Welt. ‚China‘ ist eine Kultur, die es bereits seit tausenden von Jahren gibt und die nicht einfach durch eine Gruppe von Politikern vertreten werden kann. Es wurde zudem diskutiert, wie lange der US-Dollar noch Weltwährung bleibt, da China den Renminbi energisch als alternative Währungsreserve vorantreibt. Die expansionistische Wirtschaftspolitik – mit der BRI als Kronjuwel – unterstützt diese Entwicklung. Auch über die Vor- und Nachteile des chinesischen „Social Credit-System“ wurde diskutiert. Das Ziel dieses Systems besteht darin, die chinesische Gesellschaft durch eine umfassende Überwachung zu mehr „Aufrichtigkeit“ im sozialen Verhalten zu erziehen. Dabei ist man sich noch nicht sicher, inwiefern diese Entwicklung auch Nicht-Chinesen in der Volksrepublik betrifft.

Abschließend wurde festgehalten, dass China sich zur weltweit größten und stärksten Wirtschaft entwickelt und dadurch zwangsläufig die Welt nach ihrem eigenen Bilde formt. Obwohl es Widerstand geben wird, wird sich die restlichen Staatenwelt schlussendlich anpassen müssen. Nach und nach wird sich Deutschland in Chinas Einflussgebiet wiederfinden. Gleichzeitig sollte Deutschland nicht nur Kritik an China äußern. Stattdessen sollten die Deutschen sich fragen, was wir noch von China lernen können.

Die Veranstaltung war ein großer Erfolg, mit hervorragenden Gastrednern und einer lebhaften Diskussion, zu einem Zeitpunkt, an dem das Thema rund um Chinas wachsenden Einfluss nicht relevanter für uns alle sein könnte.