VII. Chinesisch-Deutsche Young Leaders Konferenz

Innere Mongolei, V.R. China

01. bis 06. Juli 2018

„China-Germany Relations in a Changing World“

Die Innere Mongolei? Nur wenig ist über die Provinz im Norden Chinas bekannt. Auch für die Chinesen ist es noch ein Ort voller Geheimnisse und Legenden, größtenteils inspiriert durch seinen berühmten Führer Dschinghis Khan.

Neugierig, mehr über diesen Ort zu erfahren, trafen sich die Teilnehmer der VII. Chinesisch-Deutschen Young Leaders Konferenz voller Vorfreude in Hohhot, der Hauptstadt der autonomen Region. Rund 40 Teilnehmer aus Deutschland und China mit unterschiedlichen Hintergründen aus Wirtschaft, Politik, Regierung und Medien kamen zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu diskutieren. Das Chinese People’s Institute of Foreign Affairs (CPIFA), ein langjähriger und hoch geschätzter Partner von Global Bridges, organisierte den Aufenthalt in Hohhot. Leiter der chinesischen Delegation war Botschafter Liang Jianquan, Vizepräsident von CPIFA, der auch für die Auswahl der chinesischen Young Leaders, überwiegend aus dem diplomatischen Corps und den Medien, zuständig gewesen war.

In diesem Jahr dienten folgende Hauptthemen als Diskussionsgrundlage für die Teilnehmer:  Global Governance, Chinese-German Cooperation, Artificial Intelligence und Social Media. Darunter fielen die Unterthemen Ungleichheit, steigender Populismus, Korruption und Umweltbelange, notwendige institutionelle Reformen, deutsch-chinesische Beziehungen und Möglichkeiten der zukünftigen Zusammenarbeit, Chancen und Herausforderungen aktueller technologischer Entwicklungen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz und Big Data sowie die wachsende Monopolstellung der Medien, Datenschutz, Hate Speech, Fake News und Zensur.

Während der sechstägigen Konferenz diskutierten die Teilnehmer leidenschaftlich über diese Themen. Von offizieller chinesischer Seite wurde mehr als einmal hervorgehoben, wie wichtig ein besseres Verständnis zwischen Deutschland, China und der jungen Generation sei. „Es mag nicht einfach sein, aber wir haben keine andere Wahl“, so Botschafter Liang Jianquan. Der Austausch zwischen den Young Leaders war daher, neben den Diskussionen in den Arbeitsgruppen, ein essentieller Schwerpunkt der Konferenz.

Ein besonderes Highlight waren die Ausflüge in die Region, die an zwei Konferenztagen unternommen wurden. Das Autonome Gebiet Innere Mongolei beträgt eine Fläche von 1.183.000 Quadratkilometer, ca. 12 Prozent des Landes Chinas – eine Fläche, die fast dreieinhalb Mal so groß ist wie Deutschland.  Die Region hat 25 Millionen Einwohner, wobei Mongolen nur 15 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Bei den restlichen 85 Prozent handelt es sich überwiegend um Han-Chinesen und eine kleine Anzahl an Huis, Manchus, Daurs und Ewenkis. Die Provinz des Autonomen Gebiets Innere Mongolei ist reich an Rohstoffen. Große Gebiete dienen als Weideland, doch deckt die Region auch ein Sechstel der Waldbestände Chinas ab.

Am dritten Tag besuchten wir die Mengniu Dairy, einer der größten Milchproduzenten Chinas. Er gehört zu den 20 größten Milchproduzenten weltweit. Ein Übersetzer aus der Auslandsabteilung der Volksregierung des Autonomen Gebiets Innere Mongolei führte die Gruppe durch das Unternehmen. Im letzten Jahrzehnt ist China zu einem wesentlichen Milchkonsumenten angewachsen. Bis 2012 verbrauchte China über ein Viertel der weltweiten Milchproduktion. Mit der Aussicht, dass Chinas Milchkonsum bis 2025 um 40 Prozent auf 76 Milliarden Dollar steigt, investieren chinesische Unternehmen durch ausländische Akquisitionen, neue Technologien und Automatisierung große Summen in ihre Lieferketten. Seit 2014 hat die Mengniu Dairy Group mehr als zwei Milliarden Dollar in die Akquisition lokaler chinesischer Unternehmen investiert.

Ein weiteres Highlight war die ca. fünfstündige Busfahrt in das Grassland in Ulaanchab (Innere Mongolei). Die Gruppe hatte dabei die Gelegenheit, den Fluss Narson River zu besichtigen. Er ist 95 Kilometer lang und einer der schönsten Orte der Inneren Mongolei. Im Anschluss fuhr die Gruppe zur Pine Grassland Vacation Village, wo wir von Reitern und traditionellen mongolischen Musikern empfangen wurden. Die Dorfbewohner begrüßten uns mit Blue Hada (auch Khadag oder Hatag), einer Zeremonie, bei der den Gästen ein traditionell festlicher Seidenschal und eine Silberschale mit Alkohol angeboten werden. Das Ritual soll dem Beginn einer Begegnung eine positive Note geben. Ursprünglich kommt der Brauch aus Tibet und ist in Kulturen üblich, die vom tibetischen Buddhismus geprägt sind. In der Inneren Mongolei ist die Seide normalerweise blau und nicht weiß, wie in anderen Gegenden, und symbolisiert das Blau des Himmels der Region. Daher heißt die Hauptstadt der Provinz auch Hohhot, was auf Mongolisch „Blaue Stadt“ bedeutet.

Lea Deuber