IV. München Global Forum, 04. Februar 2019

Im All liegt die Zukunft. Darüber waren sich alle Teilnehmer des IV. Global Forum München zum Thema „SPACE – THE NEW PLACE? Chancen und Risiken des Weltraumverkehrs” einig. Das Schlagwort „New Space“ spielt dabei eine große Rolle, da der Begriff die Vielzahl an neuen Geschäftsmodellen für die kommerzielle Weltraumnutzung zusammenfasst.  

Am 4. Februar fanden sich Global Bridges-Mitglieder, Young Leaders und Freunde in dem wunderschön verschneiten München ein, um über dieses spannende und hochaktuelle Thema zu diskutieren.

Gastredner waren Dr. Johannes von Thadden, Senior Vice President und Leiter International & Space Institutions von Airbus, Dr. Dirk-Roger Schmitt, Businessmanager am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) und Klaus-Peter Willsch, MdB (CDU/CSU) und Vorsitzender der Parlamentsgruppe Luft- und Raumfahrt. Auch Vertreter der zwei Münchner Space-Start-Up Firmen CloudEO und Mynaric saßen im Publikum und bereicherten die Diskussion mit direkten Einblicken in die Raumfahrt aus Unternehmenssicht.

Längst ist das Weltall nicht mehr nur ein ferner Gedanke, sondern betrifft inzwischen fast alle Bereiche des täglichen Lebens, wie Dr. Johannes von Thadden gleich zu Beginn der Diskussion klarstellte. Denn ohne Satelliten würden nicht nur Finanzmärkte, Flugverkehr und Geldautomaten zusammenbrechen, sondern auch Mobilfunknetze und Internetverbindungen.

Bis 1990 waren die USA und die Sowjetunion für 93 Prozent aller Satelliten zuständig. Inzwischen betreiben mehr als 60 Staaten eigene Satelliten. „Das Wettrennen der Nationen im Weltraum wird härter“, so Dr. Johannes von Thadden.

Auch in Deutschland spielt die Raumfahrt eine immer größere Rolle, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Umweltschutz, Entwicklungshilfe, Verteidigung, Forschung und Bildung. Dr. von Thadden lobte in diesem Kontext die Bestrebungen der Politik: Es sei außergewöhnlich, was der Bundestag in Bezug auf die Erkennung der strategischen Notwendigkeit des Weltraums geleistet habe, zumal dieses Thema keine Wähler anziehe. „Die Mitspielrelevanz ist wichtig für uns“, bekräftige CDU-Abgeordneter Klaus-Peter Willsch. „Gleichzeitig müssen wir uns ertüchtigen, den Menschen zu erklären, was wir da oben überhaupt machen“.

Auch DLR-Vertreter Dr. Dirk-Roger Schmitt machte deutlich, wie wichtig es sei, dass Deutschland nicht den Anschluss verliere. In den USA gäbe es beispielsweise bereits Bestrebungen, eine „Space-Force“ einzusetzen. Es handelt sich dabei um eine sechste Teilstreitkraft der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, die militärische Operationen im Weltraum übernehmen soll.

Insgesamt befinden sich derzeit 1886 aktive Satelliten im Weltall. Die USA betreiben davon 859 Satelliten, China 250, Russland 146 und Deutschland 29. Der Großteil dieser Satelliten wird zur rein kommerziellen Nutzung verwendet, deren Funktion überwiegend der Kommunikation dient. In den nächsten zehn Jahren sind 20 000 weitere Satelliten geplant – von nur 19 Unternehmen.

Aufgrund des daraus resultierenden hohen Verkehrsaufkommens im All sind Verkehrsregeln unabdingbar. Die Durchsetzung eines internationalen Systems steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Bisher haben nur ca. 20 Staaten ein nationales Weltraumgesetz, Deutschland gehört noch nicht dazu. Willsch wies jedoch darauf hin, dass die Bundesregierung bereits daran arbeitet ein solches Gesetz auf den Weg zu bringen.

Auch der Weltraumschrott ist, durch den Boom der privaten Raumfahrt, ein immer größer werdendes Problem – auch, weil z.B. eine Kollision von Weltraumobjekten nicht ausgeschlossen werden kann. Verbindliche Regelungen im Umgang mit Weltraumschrott gibt es jedoch noch nicht, obwohl sich derzeit rund 23 000 Schrottobjekte im Weltraum befinden.

Wie sieht die Zukunft der Raumfahrt aus? Weltraummining wurde genannt. Doch was passiert mit den Rohstoffen, die abgebaut werden? 3D-Druck von Satelliten sei eine Option. Ist das alles tatsächlich möglich oder doch nur eine Idee für den nächsten Science-Fiction Film? „Ja“, sagte Dr. Johannes von Thadden, „es ist möglich und wird auch passieren.“ Doch wenn Europa sich nicht anstrengt, wird es den Anschluss verlieren, darüber war man sich einig.

Das Publikum wurde von der Begeisterung und der Euphorie, mit der die drei Redner über das Thema berichteten, sichtlich mitgerissen. Auch nach dem offiziellen Ende des Panels wurde die Diskussion noch bis in den späten Abend bei Wein und einem wunderbaren Buffet weitergeführt.