II. Study Trip nach Russland

Moskau – St. Petersburg

26. Mai – 1. Juni 2019

Mit dem Ziel, ein besseres Verständnis für den Status-quo in Bezug auf die politischen Spannungen (und Sanktionen) zwische n Russland und der westlichen Welt – auch unter dem Aspekt der technologischen Aktivitäten im Land – aufzubauen, reiste Global Bridges im Mai 2019 nach Russland.

In Moskau angekommen wurden wir, mit unseren deutschen föderalistischen Vorstellungen, sehr schnell daran erinnert, dass es sich in Russland um eine zentralistische Staatsstruktur handelt. Neben dem Machtzentrum des Kremls – das sich direkt neben unserem Hotel befand – wurde dies auf beeindruckende Art und Weise auch durch das russische Parlament, die Duma, hervorgehoben: ein eindrucksvolles Hochhaus vor dessen Eingang eine großen Zahl an schwarzen Limousinen (Made in Germany) standen. Zu einem späteren Zeitpunkt würden wir noch lernen, wie und wo diese Autos produziert werden.

Während unserer Zeit in Moskau kamen wir durch den Besuch einer erstklassigen Ballettaufführung im Bolschoi Theater und der Tretjakow Galerie auf den Geschmack des großen historisch-künstlerischen Reichtums des Landes. Auch das Moskauer U-Bahn-System, mit seinen fast 200 Stationen (wovon 44 als Kulturerbe ausgezeichnet wurden), umfasst eine Vielzahl an Kunstwerken in Form von Skulpturen, Fresken und Architektur. Gleichzeitig erinnert es auch an den Kalten Krieg, da ein signifikanter Teil des U-Bahn-Systems gestaltet wurde, um in Notsituationen als Bunker zu dienen.

In unseren Diskussionen mit deutschen Vertretern erfuhren wir, wie wichtig die Zusammenarbeit mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (SMEs) ist. Während große Unternehmen und Institutionen als sehr regierungsnah gelten, sind die SMEs flexibler darin, sich auf ausländische Perspektiven und Organisationen einzulassen. Dieser Eindruck wurde bei den Treffen mit Mitgliedern der deutschen Wirtschaft vor Ort bestätigt. Besonders beeindruckend war unser Treffen mit dem deutschen Botschafter in Russland, Herrn Rüdiger von Fritsch, der tiefe Einblick in seine Erfahrung und seine Einschätzung der Entwicklung in den vergangenen Jahren mit uns teilte.

Von Natalia Volodina, Young Leader Alumna von Global Bridges und Mitglied des Vorstands der Otto Group Russia, wurden wir zu einem wunderbaren Abendessen eingeladen. Das Gespräch mit ihr übermittelte uns einen guten Eindruck der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen aus der Perspektive eines führenden deutschen Unternehmens.

Bei einem Besuch des Technological Hubs of Zelenograd in der Nähe von Moskau und des Ingria Technoparks in St. Petersburg erhielten wir spannende Eindrücke in die russische Start-up Szene. Auch hier wurden wir wieder in unserer Annahme bestätigt, dass der Unternehmergeist sich insbesondere unter den SMEs wiederfindet, während größere Unternehmen die Entwicklungen vor allem in-house vorantreiben. Uns wurden hochinteressante Projekte von Robotern zur Regalbestückung bis hin zu interaktiven Schaufenstern vorgestellt. Alle Gründer und Unternehmer, die wir getroffen haben, waren sehr an der Beziehung zu Deutschland interessiert, um Zugang zu Expertise, Partnerschaften und Kapital zu erhalten.

Eine Führung durch die Mercedes-Benz Fabrik war ein weiteres High-Tech-Highlight unserer Reise. Die Fabrik wurde binnen kürzester Zeit – innerhalb von nur drei Jahren von Planung bis Eröffnung – Dank der produktiven Kombination aus Unterstützung der örtlichen Behörden und deutscher Projektleitung und Engineering, fertiggestellt. Wie wir bereits an den Limousinen vor der Duma feststellen konnten, stellt das Werk die Fahrzeuge bisher ausschließlich in der Farbe schwarz her – eine Tatsache, die sich wohl auch in Zukunft nicht ändern wird.

Nach St. Petersburg reisen wir per Schnellzug 500km nordwestlich von Moskau in eine Region, die stark an den Westen Skandinaviens erinnert. Plötzlich wurden unsere „White Nights“ sehr viel heller und es war während unserer Streifzüge durch die Stadt oft schwierig zu unterscheiden, ob wir uns nun in den Straßen von St. Petersburg oder Stockholm befanden.

Unser Besuch im Katharinenpalast führte uns unter anderem in das legendäre Bernsteinzimmer – wenn auch nur eine Nachbildung –, das von deutschen Unternehmen gespendet wurde. Wir erfuhren, dass Katharina die Große enge Beziehungen zu China führte. Die „Chinese Village“, die Katharina die Große damals erreichten ließ, lockt heute eine große Anzahl von Besuchern aus dem Osten an. Die Hermitage Collection war besonders eindrucksvoll und es war schier unmöglich, ihren Umfang in der vollen Gänze zu besichtigen. Mit diesem letzten Programmpunkt endete unser II. Study Trip to Russia.

Obwohl Meinungsverschiedenheiten auf der politischen Agenda auch weiterhin ein Problem bleiben, waren wir uns einig, dass es wichtiger denn je ist, im gegenseitigen Austausch zu bleiben und sich auch weiterhin zu bemühen, Brücken zu bauen, um Differenzen zu lösen.