XXXVI. Berlin Global Forum, 27. März 2019

Thema: „Deutsche Startups im Ausland“

Am 27. März trafen sich Global Bridges-Mitglieder, Young Leader Alumni und Freunde in den Räumlichkeiten der WMPEurocomAG in Berlin, um über das Thema „Deutsche Start-ups im Ausland“ zu diskutieren. Moderatorin des Abends war Kirstin Hegner, Global Bridges-Mitglied und Managing Director für Digital Hub Mobility bei UnternehmerTUM GmbH. Die unterschiedlichen Herausforderungen, mit denen deutsche Start-ups innerhalb Deutschlands und bei ihrem Ausbau in anderen Märkten, zu kämpfen haben, stellten einen wichtigen Schwerpunkt der Diskussion dar.

Das Panel, bestehen aus Martin Giese, Managing Director des Start-up-Entwicklers  Xpreneurs, Sabine Kroh, Gründerin und CEO des Start-ups call a midwife, Till Ammelburg, Business Development Manager bei TechCode Berlin, und Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), gaben den Teilnehmern einen umfassenden Einblick in die internationale Start-up-Szene und welchen Platz Deutschland darin  einnimmt.

Der Abend wurde durch Staatssekretär Christian Hirte eröffnet, der die Strategie der deutschen Bundesregierung in Bezug auf die Förderung der Start-up-Kultur einleitend vorstellte. In Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat das BMWi erst kürzlich einen Risikofonds für frühzeitige Investitionen in deutsche Start-ups geschaffen. Indem man den deutschen Start-ups eine finanzielle Starthilfe ermöglicht, erhofft man sich, dass sie nicht im Ausland, z.B. in USA und China, danach suchen. Obwohl China und die USA derzeit die internationale Tech-Szene dominieren, bekräftigte Hirte, dass die Aussicht für deutsche Unternehmen positiv sei, da Deutschland doch immer eine führende Rolle in der wissenschaftlichen Forschung und dem Produktionssektor einnehme.  Die Bundesregierung habe im Moment die schwierige Aufgabe, die traditionellen Stärken der deutschen Wirtschaft zu bewahren und gleichzeitig Innovationen zu fördern.

Als Business Development Manager bei TechCode Berlin, einem chinesischen Netzwerk von Gründerinkubatoren mit weiteren Standorten in Shenzhen, Shanghai, Silicon Valley, Boston, Tel Aviv und Potsdam, berät sich Till Ammelburg deutsche Start-ups, die in den chinesischen Markt expandieren wollen. Um sich in einem der größten – und in vielerlei Hinsicht auch einem der unzugänglichsten – Märkte der Welt niederzulassen, sei eine gewisse „China-Kompetenz“ unabdingbar. Gleichzeitig gebe es noch Nischen, in denen man als deutsches Start-up Vorteile habe, z. B. in „smart manufacturing” und Business-2-Business-Dienstleistungen. Ammelburg räumte zwar ein, dass der deutsche Tech-Sektor dem Chinas unterliege, argumentierte jedoch, dass deutsche Startups viel zu bieten hätten und dass ein engerer Kontakt mit chinesischen Tech-Unternehmen letztendlich den deutschen Unternehmen zugutekommen würde.

Obwohl Sabine Kroh ihr Start-up call a midwife vor allem in Deutschland ausgebaut hat, war sie schon immer international fokussiert. Mit mehr als 20 Hebammen, die fast ein Dutzend Sprachen beherrschen, bietet call a midwife sowohl werdenden als auch frischgebackenen Müttern fachliche Ratschläge über das Internet. Sabine Kroh hat erst kürzlich eine Partnerfirma in Tansania eröffnet, wobei sie bereits bei der Konzeptentwicklung ihres Start-ups Frauen aus Ländern wie Tansania vor Augen hatte. Während es an qualifizierten Hebammen in vielen Teilen Ostafrikas stark mangelt, gibt es guten Zugang zum Internet und den Glauben an die Technologie. Frau Kroh erwähnte, dass man sogar auf dem Kilimandscharo ein starkes WLAN-Signal finden könne. Call a midwife ist somit ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie man das deutsche Know-how auf einem Fremdmarkt implementiert.

Zum Abschluss erörterte Martin Giese, wie seine Arbeit bei Xpreneurs bereits einer Vielzahl an Start-ups geholfen hat, neue Bereiche und Märkte zu erschließen. Seine Erfahrung zeigt, dass deutsche Start-ups eine Reihe von Wettbewerbsvorteilen gegenüber anderen Ländern haben. Im Gegensatz zum Silicon Valley, wo Programmierer für einige Monate eine Idee entwickeln und dann zu etwas anderem übergehen, geben Software-Ingenieure in Deutschland eine gute Idee nicht gerne so schnell auf, so Giese. „Made in Germany“ macht als Marke im Ausland auch weiterhin Eindruck. Giese erwähnte auch die Frage der europäischen Datenregulierung und deren angeblich hinderlichen Einfluss auf die Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI): Wenn es um maschinelles Lernen gehe, sei die Qualität eines Datensatzes genauso wichtig wie seine Größe. Geniale Ideen in der KI erfordern nicht notwendigerweise Terabytes an Informationen.

Die Diskussion führte die Teilnehmer über die ganze Welt hinweg, von Tansania über den Sillicon Valley bis nach Shenzhen, und verdeutlichte, dass deutsche Startups untrennbar mit neuen Ideen aus dem Ausland verbunden sind. Kein Wunder, dass 80 Prozent der in Deutschland gegründeten Start-ups das Ziel haben, ihr Geschäft auf ausländische Märkte auszudehnen. Trotz der Menge an Hürden und Herausforderungen wurde – wie Staatssekretär Christian Hirte hervorhob – deutlich, dass es genügend Gründe gibt, um optimistisch in die Zukunft zu blicken.