XVII. Europäisch-Amerikanische Young Leaders Konferenz

Taschkent, Usbekistan

27. bis 31. Mai

“Uzbekistan: A Country in Transition”

Über Jahrtausende hinweg galt Usbekistan als Schnittstelle der Weltkulturen. Das Land nahm lange einen der wichtigsten Handelsposten der Seidenstraße ein, gehörte zu mehreren Weltmächten und liegt heute im Herzen Zentralasiens. Das alles machte Usbekistan zum idealen Standort, um 38 junge Führungskräfte aus 12 verschiedenen Ländern zur XVII. Europäisch-Amerikanischen Young Leaders Konferenz von Global Bridges Ende Mai 2018 zusammenzuführen.

Wie der Konferenztitel „Uzbekistan: A Country in Transition“ bereits vermuten ließ, lernten die Teilnehmer während ihres Aufenthalts in Taschkent ein Land kennen, das sich inmitten einer historischen Kehrtwende befindet.

Nach über 25-jähriger Amtszeit verstarb 2016 Islam Karimov, der erste Präsident Usbekistans nach der Unabhängigkeit des Landes von der Sowjetunion. Karimov war ein Autokrat, der das angesehenste Land Zentralasiens mit eiserner Faust regierte, politisch Andersdenkende unterdrückte, weitreichende Menschenrechtsverletzungen akzeptierte, wachsende Korruption duldete und eine Abschottungspolitik förderte. Usbekistans neuer Präsident, Shavkat Mirziyoyev, wurde Ende 2016 gewählt und führte bereits Anfang 2017 eine umfassende fünfjährige Entwicklungsstrategie ein mit dem Ziel, Politik, Justiz, Wirtschaft, Lebensqualität und die Außenpolitik des Landes zu verbessern.

Der deutsche Botschafter in Usbekistan, Günter Overfeld, erklärte den Teilnehmern, dass sie in einer „entscheidenden Phase“ in das Land gekommen seien und hob die rasante Entwicklung Usbekistans im vergangenen Jahr hervor.

„Ich muss Sie wirklich auf die Geschwindigkeit aufmerksam machen, in der die Veränderungen hier voranschreiten,“ so Botschafter Overfeld während eines Abendessens in seiner Residenz. „Diese Reformen, die nach einer Zeit eingeführt wurden, in der Usbekistan von der Außenwelt komplett abgeschottet war, sind bemerkenswert.“

Die Auswirkungen der Entwicklungsstrategie bildeten den roten Faden, der sich thematisch durch die Diskussionen der Arbeitsgruppen zog. Usbekische Young Leaders teilten wertvolle Einblicke über ihr Heimatland sowie Meinungen zu den aktuellen Reformen mit Kollegen aus Argentinien, Österreich, China, Estland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, den Niederlanden, Russland, Serbien und den Vereinigten Staaten. Die Teilnehmer erörterten außerdem die Frage, inwiefern Usbekistans Entwicklungsstrategie die Rolle des Landes innerhalb der Region verändert und seine Beziehungen zu Weltmächten wie Russland, China, die Europäische Union und die Vereinigten Staaten beeinflusst. Auch legten sie die Herausforderungen dar, vor denen das Land bezüglich Handel, Investitionen und seiner wirtschaftlichen Entwicklung steht.

Die Diskussionen rund um Usbekistans Trans-formationsprozess und seine historische Vergangenheit wurden von Gastrednern erläutert: Dr. Vladimir Norov, Leiter des Präsidialen Instituts für Strategische und Regionale Studien, Jasur Salomov, Historiker am Usbekischen Institut für Geschichte, und Rahim Hakimov, Mitglied des Parlaments und Leiter des Legislativen und Parlamentarischen Forschungsinstituts. Herr Hakimov lud die Delegation außerdem zu einem Besuch des usbekischen Parlaments Oliy Majlis ein, wo er die Struktur und Zuständigkeiten der gesetzgebenden Gewalt vorstellte. Er erläuterte zudem die Rolle des neuen Instituts für Legislative Fragen und Parlamentarische Forschung, das zur Verbesserung der Gesetzgebung bewegen soll, indem Anträge des Oliy Majlis analysiert werden.

Ein Tagesausflug nach Samarkand gab der Gruppe die Möglichkeit, einen Ort kennenzulernen, an dem Usbekistans Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen. Samarkand ist die zweitgrößte Stadt des Landes und florierte damals durch seine Stellung als Haupthandelsposten der Seidenstraße und Hauptstadt des Timurid-Reiches. Heute versucht die Stadt, wie auch der Rest des Landes, internationale Investoren anzulocken und die Wirtschaft zu diversifizieren. Eine Führung durch die Fabrik des Fahrzeug- und Maschinenbau-konzernes MAN in Samarkand, ein usbekisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt, gab den Teilnehmer einen Einblick in eben diese Bestrebungen. Am Nachmittag besichtigte die Gruppe einige von Usbekistans berühmtesten Wahrzeichen in Samarkands Altstadt, wie das Mausoleum von Amir Timur, Gründer des Timurid-Reiches, und den Registan Platz, auf dem drei wunderschön verzierte Madrassen aus dem 15. und 16. Jahrhundert stehen.

In der letzten Konferenzsitzung besprachen die Young Leaders, was sie in den vergangenen Tagen über Usbekistan gelernt und erfahren hatten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass einige Elemente der Entwicklungsstrategie Usbekistans bereits einen positiven Einfluss auf die Wirtschaft, Regierung, Währungsliberalisierung, Milderung der Visumsbeschränkungen und Reduzierung der staatlichen Monopole zeigen. Trotzdem gibt es auch weiterhin ungelöste Probleme, beispielsweise die öffentliche Korruption und fehlende Transparenz, mangelnde Infrastruktur, Abwesenheit einer ernsthaften politischen Opposition und Zwangsarbeit in der Baumwollindustrie. Die Young Leaders sind hoffnungsvoll, dass die rasante Geschwindigkeit der Reformen weiter vorangetrieben wird, warnten jedoch gleichzeitig davor, dass sorgfältige Planung und Durchsetzung essentiell seien, um sicher zu gehen, dass tatsächlich nachhaltige Änderungen erreicht werden, die allen 32,3 Millionen Einwohnern des Landes zugutekommen.