XIX. Europäisch-Amerikanische Young Leaders Konferenz
Vom 11. bis 15. September fand die XIX. Europäisch-Amerikanische Young Leaders Konferenz statt. 45 Young Leaders kamen aus 10 verschiedenen Ländern für 5 Tage in Pristina, Kosovo, zusammen.
Der Zeitpunkt für unsere Konferenz hätte nicht passender sein können: Während Europa damit kämpft, die Folgen des Krieges in der Ukraine einzudämmen, wächst unter den EU- und NATO-Staaten die Besorgnis über das Konfliktpotenzial auf dem Balkan. Dieses äußert sich unter anderem in den zunehmenden Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo, die in den vergangenen Monaten zu gewaltsamen Protesten und Auseinandersetzungen an der Grenze geführt haben.
Das viertägige Konferenzprogramm begann mit einem Willkommensempfang und wurde durch Annunciata von Treu, Dr. Hans Albrecht und den deutschen Botschafter in Kosovo, Jörn Rohde, eröffnet. Zur Vorbereitung auf die kommenden Tage gab Dr. Islam Hasini, Business Development Manager für Erneuerbare Energien bei Eurokos, zudem einen spannenden Einblick in Kosovos Energiestrategie. Eurokos ist eines der größten Bauunternehmen des Landes und ist auch eines der ersten Unternehmen im Kosovo, das in erneuerbare Energien investiert.
Der folgende Tag startete mit einer Paneldiskussion zum Thema „Kosovo: Towards Meaningful Independence And International Recognition?“, wobei vier Themen im Zentrum der Diskussion standen, die dann in kleineren Arbeitsgruppen erarbeitet wurden: Kosovos Entwicklung seit seiner Unabhängigkeit, wirtschaftliche Chancen und Herausforderungen des Landes, der Konflikt mit Serbien und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Kosovo als EU-Beitrittskandidat.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden in einer abschließenden Plenarsitzung am letzten Konferenztag vorgetragen und diskutiert. Besonders spannend war dabei das Zusammentreffen zwischen serbischen und kosovarischen Young Leaders, die immer wieder betonten, wie dankbar sie – trotz durchaus hitziger Diskussionen – für die Möglichkeit eines solchen Austausches seien.
Neben dem inhaltlichen Part des Programms trafen die Young Leaders eine Vielzahl an interessanten Gesprächspartnern aus Politik, Wirtschaft, Start-up-Szene und Kultur, um Kosovo in all seinen Facetten kennenzulernen.
Im Rahmen eines Abendessens auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung gab René Schlee, Country Director der Stiftung, einen sehr eindrücklichen, ehrlichen und ungefilterten Einblick in die politischen Herausforderungen des Landes. Seine Analyse war eine wichtige Grundlage für alle weiteren Gespräche, die in den kommenden Tagen geführt wurden. Das gleiche galt für den Vortrag von Nora Hasini, Geschäftsführerin der kosovarisch-deutschen Wirtschaftsvereinigung, die über die Potentiale und Kooperationsmöglichkeiten für den Kosovo, insbesondere in Bezug auf deutsche Unternehmen, sprach.
Ein absolutes Highlight bildete das Treffen mit dem Premierminister von Kosovo, Albin Kurti, der unsere Delegation bei strahlendem Wetter auf dem Dach des Regierungsgebäudes empfing. Die Teilnehmer hatten sich im Vorfeld in ihren Arbeitsgruppen Fragen überlegt, die dann von unserem Young Leader und Bundestagsabgeordneten Valentin Christian Abel moderiert wurden. Kurti betonte, dass der Kosovo weiterhin den Kandidatenstatus in der EU anstrebe und sich bis Ende des Jahres um eine Mitgliedschaft in der Union bewerben wolle. Bisher hat Kosovo nur den Status eines potentiellen Kandidaten. Auch gebe er die Hoffnung auf eine Visaliberalisierung nicht auf. Er arbeite hart daran, das Image von Kosovo innerhalb der EU zu verbessern. Das Gespräch war sehr offen und Albin Kurti genoss es sichtlich, sich mit den Young Leaders auszutauschen.
Aufschlussreich waren auch die Treffen mit der Start-up-Szene in Pristina. Kosovo ist auf dem Weg, ein aufstrebender IT-Standort zu werden und wird auch für deutsche Unternehmen, wie das Münchner Start-up Celonis, ein immer attraktiverer Markt. Einen bleibenden Eindruck machte insbesondere das Gespräch mit dem kosovarischen Start-up StarLabs/Digital School. StarLabs wurde 2015 gegründet. Es spezialisiert sich auf Softwareentwicklung und -tests und bietet sogenannte Outsourcing-Dienstleistungen für eine Vielzahl von Unternehmen an. In der Zentrale im Zentrum von Pristina arbeiten mehr als 200 Ingenieure, von denen viele über das Schwesterunternehmen von StarLabs, Digital School, gewonnen wurden, das Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 18 Jahren Technologiekurse anbietet.
Der Besuch der Manifesta 14, einer Biennale für zeitgenössische Kunst, deren Ziel es ist, nicht nur die Kunstszene hervorzuheben, sondern auch zur Transformation der Stadt beizutragen, war ebenfalls ein besonderes Highlight. Einen ganzen Tag verbrachten die Young Leaders damit, sich die verschiedenen Ausstellungen anzusehen und Pristina aus einem ganz neuen Blickwinkel kennenzulernen. Der Tag endete mit einem Empfang und einem Vortrag von Hedwig Fijen, Direktorin der Manifesta, im idyllischen Garten des Centre for Narrative Practice.
Auf Einladung des Deutschen Botschafters in Kosovo, Jörn Rohde, verbrachten die Young Leaders einen ausgesprochen schönen und festlichen letzten Abend in seiner prachtvollen Residenz mit Blick über Pristina. Bei wunderbarem kosovarischem Essen und Wein wurden letzte Diskussionen geführt, Freundschaften gefestigt und bereits Pläne für ein nächstes Wiedersehen geschmiedet.
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause war die XIX Europäisch-Amerikanische Young Leaders Konferenz ein gebührender Auftakt und voller Erfolg – wir freuen uns bereits auf unser nächstes Ziel in 2023!