XXXVII. Berlin Global Forum, 15. Mai 2019

Thema: Africa Rising – Äthiopien und Ghana im Aufbruch

Am Mittwoch, den 15. Mai, kamen Global Bridges-Mitglieder, Young Leaders und Freunde in den schönen Räumlichkeiten des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft e.V. in Berlin zusammen, um die wirtschaftlichen Möglichkeiten, Herausforderungen und Entwicklungen in Ghana und Äthiopien zu diskutieren. Die Veranstaltung diente unter anderem auch zur Vorbereitung des Global Bridges Study Trips in die beiden Länder im September 2019.

Die Moderation des Abends übernahm der Afrika-Verein mit zwei Experten in den Regionen: Tara Méité, Managerin für Westafrika, und Egon Kochanke, Botschafter a.D. und diplomatischer Berater.

Botschafterin der Republik Ghana, Gina Ama Blay, sowie Botschafterin der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien, Mulu Solomon, und dessen Gesandte und ständige Vertreterin, Mulu Worku Yimer, nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil und gaben einen umfassenden Einblick sowohl in die politische Landschaft als auch die wirtschaftlichen Entwicklungen der beiden Länder. Die deutsche Seite wurde durch Dr. Stefan Oswald, Ministerialdirektor im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), und Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender der International Justice Mission Deutschland e.V., vertreten.

Herrn Kochanke zufolge handele es sich bei Ghana und Äthiopien um „African Tigers“ – Länder mit signifikanter wirtschaftlicher Bedeutung für den afrikanischen Kontinent und internationale Partner wie Deutschland. Er betonte, dass Ghana in Westafrika eine Führungsrolle sowohl in Bezug auf die Wirtschaftsbeziehungen als auch die Sicherheit vor Ort einnehme. Ghana blicke auf eine langjährige Beziehung mit Deutschland zurück, die durch das jüngste African Business Summit und Handelsabkommen bestärkt würde, so Kochanke. Er wies zudem darauf hin, dass Äthiopien das erste afrikanische Land sei, das diplomatische Beziehungen mit Deutschland aufgebaut habe und auch weiterhin als starker Partner gesehen werde.

Botschafterin Gina Ama Blay begann die Diskussion mit einem Einblick in Ghanas nachhaltiges Wachstum. Sie erwähnte, dass Ghana viele Möglichkeiten für ausländische Investoren bereithielte und nannte Steuervorteile als Beispiel, die für viele europäische, chinesische und amerikanische Unternehmen Anreize schaffen würden, um sich in Accra anzusiedeln. Zudem arbeite die Regierung in Ghana mit internationalen Partnern zusammen, um sich für die anstehenden Herausforderungen zu rüsten. Mit Deutschland beispielsweise strebt Ghana einer Initiative gegen das Wegwerfen von Elektronikabfällen an, um der Jugend eine bessere Zukunft bieten zu können. „Wir mögen den Leitspruch von Global Bridges ‚Wir fahren hin‘“, so die Botschafterin. „Ghana befindet sich im Aufbruch.“

Auch Äthiopiens wachsende wirtschaftliche Bedeutung war zentrales Thema des Abends. Botschafterin Mulu Solomon und Frau Mulu Worku Yimer erklärten, dass Äthiopiens zweistellige Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts in den letzten zwei Jahrzehnten auf die Ambitionen der Regierung zurückzuführen sei, sich bis 2025 von einer Agrargesellschaft in eine industrialisierte Wirtschaft mit höheren Lebensstandards zu wandeln. Um dieses Ziel zu erreichen investiere Äthiopien sehr viel Geld und Zeit in die Schaffung von Arbeitsplätzen und in Anreize für Auslandsgeschäfte. Frau Yimer merkte an, dass diese Art der Modernisierung vor der Übernahme der neuen Regierung nicht möglich gewesen wäre. Dank des neuen Regimes könne Äthiopien nun endlich mit Entwicklungszielen voranschreiten und – mit Hilfe von Schwergewichten wie Siemens AG und KfW – in die Infrastruktur investieren. Das, was Äthiopien als Handelspartner in Afrika auszeichne, sei der natürliche Reichtum des Landes und dessen einzigartige Stellung innerhalb Afrikas, so Botschafterin Solomon.

Aus Sicht des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) handelt es sich bei Äthiopien und Ghana um zwei der wichtigsten wirtschaftlichen Partner auf dem afrikanischen Kontinent. Dr. Oswald zufolge wird sich die Bevölkerung in Afrika bis 2050 verdoppeln. Das würde bedeuten, dass jährlich 20 Millionen neue Jobs kreiert werden müssten, um die neuen Arbeitskräfte zu integrieren. Deutschland und andere europäische Länder haben dadurch die Chance, ihr Marktwachstum zu vergrößern, indem sie in den privaten Sektor investieren und europäische Unternehmen nach Ghana und Äthiopien bringen.

Dietmar Roller brachte einen humanitären Blickwinkel in die Diskussion und wies darauf hin, dass die beiden Länder Bereiche wie Bildung und Arbeitsplatzsicherheit priorisieren müssten, um weiterhin attraktiv für ihre europäischen Partner zu bleiben. „Wir haben hier zwei Länder mit einer gebildeten Bevölkerung, die keine Perspektive mehr in ihrem Heimatland sieht“, so Roller. Auch er betonte dabei, wie wichtig es sei, dass deutsche und europäische Unternehmen sich in den Ländern ansiedeln, um Arbeitsplätze zu schaffen.

Auf die Paneldiskussion folgte eine rege Diskussionsrunde, bei der Themen von Rechtsstaatlichkeit, über Investitionen Chinas in Afrika bis hin zu Anlagepolitik und Nachhaltigkeit angesprochen wurden. Die Panellisten boten den Teilnehmern einen differenzierten Einblick in die Chancen und Herausforderungen der beiden Länder. Gleichzeitig waren sich alle einig, dass das wirtschaftliche Wachstum des afrikanischen Kontinents zum großen Teil dem Erfolg dieser beiden „African Tigers“ zu verdanken ist und Global Bridges sich glücklich schätzen kann, bald selber herauszufinden, warum das so ist.