China-Abend / XXX. Berlin Global Forum

Über den Dächern Berlins diskutierten die Mitglieder von Global Bridges auf Einladung von unserem langjährigen Mitglied Dr. Kurt Schwarz die Aussichten Chinas. Der Abend am 24. November bot auch Gelegenheit, den bereits XIII. Study Trip nach China im Oktober zu reflektieren.

Zwei ausgewiesene China-Experten gaben dazu Impulse: Dr. Volker Stanzel, früherer deutscher Botschafter in China,  kehrte vor kurzem von einem mehrmonatigen Lehrauftrag in der Volksrepublik zurück und berichtete, dass der 19. Parteitag klar gezeigt habe, dass die Kommunistische Partei ihre Macht konsolidiert habe. Xi Jinping sei eindeutig der stärkste Staatspräsident seit Mao Zedong. Er habe die Streitkräfte des Landes erheblich modernisiert und deren Schlagkraft erhöht. Mit seiner Antikorruptionskampagne sei sowohl seine Autorität in der Partei, als auch seine Popularität in der Bevölkerung gestiegen. Ob seine Kontrollversuche  über die Wirtschaft ebenso erfolgreich seien, ließ der Botschafter jedoch offen. Das Wachstum habe sich auf einem neuen Stand eingependelt, der nicht mehr in den zweistelligen Zuwachsraten vergangener Jahr, aber immer noch weit über dem internationalen Schnitt läge. Wenn dieses Wachstum allerdings erlahme oder es gar zu einer ökonomischen Krise im Reich der Mitte käme, hätte dies verheerende Folgen für die Weltgemeinschaft und insbesondere Deutschland.

Tim Wenniges, seit 2015 Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Shanghai, berichtete vom zunehmend selbstbewussten Auftreten der chinesischen Unternehmen. Die „Reibungswärme, wenn man über den Tisch gezogen werde, dürfe nicht mit Nestwärme verwechselt werden“, wie dies einige deutsche Unternehmen immer noch naiv täten. Der chinesische Markt biete immer noch große Chance und es gäbe viele „win-win-Konstellationen“. Aber die  Interessen und die Professionalität der chinesischen Geschäftspartner sollte nicht unterschätzt werden. Die neue U.S.-Administration unter Präsident Trump sei werde von der chinesischen Führung wegen ihrer Unberechenbarkeit gefürchtet. Trump habe mit sich durch sein rabiates Verhalten durchaus in eine gute Verhandlungsposition gebracht.

In der Diskussion wurde Chinas neues „Road and Belt“-Seidenstraßenprojekt unterschiedlich bewertet. Die Intention, Exportüberschüsse in Infrastruktur zu investieren, und damit auch die regionale Stellung Chinas zu stärken, sei zwar richtig. Ob dies über eine Ansammlung von mehr oder weniger erfolgreichen Einzelprojekten aber als kohärente Strategie umgesetzt werde, müsse sich noch zeigen.