Neujahrsdinner beim chinesischen Botschafter

Auch in diesem Jahr erfreuten sich Mitglieder von Global Bridges an der Gastfreundschaft von Botschafter Shi Mingde, der zum Neujahrsdinner am wunderschön gedeckten runden Tisch einlud. Erstmals war diese inzwischen schon traditionelle Einladung wie ein kleines Seminar strukturiert.

Der Herr Botschafter wünschte den Global Bridges Gästen zum bereits international begonnenen und am 15. Februar beginnenden chinesischen neuen Jahr alles Gute. Er plädierte für eine enge und gute Kooperation zwischen Europa und China, für freien Welthandel und eine Stärkung des Multilateralismus. Dies sei umso wichtiger, da die USA unter Präsident Trump zunehmend ein Faktor der Unberechenbarkeit werden.

Unser Executive Chairman Dr. Beate Lindemann bedankte sich für die erneute, exklusive Einladung von Botschafter Shi Mingde und für die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der chinesischen Botschaft im vergangenen Jahr. Sie betonte, dass 2018 ein besonderes Jahr für Global Bridges sei, da – nachdem von uns bereits 17 der insgesamt 22 chinesischen Provinzen bereist wurden -, wir uns darauf freuen, eine 18., ganz besondere Provinz erkunden zu dürfen, nämlich Tibet.

Verteidigungsminister a.D. Volker Rühe, der seit kurzem dem International Advisory Board von Global Bridges vorsitzt, gab auf Wunsch der chinesischen Gastgeber einen Überblick zur aktuellen Lage der transatlantischen Beziehungen. Eine Abkopplung Europas von den USA sei seiner Ansicht nach ein gefährlicher Irrweg: „Wir sind mit den Vereinigten Staaten von Amerika und nicht mit einer einzelnen Person (Trump) verbündet. Und die USA sind ein System der Checks and Balances. Egal, wer im Weißen Haus sitzt: Die Amerikaner sind als Volk nicht unberechenbar“, führte Rühe aus.

Der ehemalige BND-Vizepräsident Dr. Rudolf Georg Adam wurde von den chinesischen Gastgebern zur Zukunft Europas befragt. Nach Ausführungen zum Brexit und dem Vorstoß des französischen Präsidenten Macron äußerte sich Herr Dr. Adam besorgt über das Auseinanderdriften von Ost- und Westeuropa. U.a. weil in Europa nicht hinreichend zwischen Flüchtlingen und Migration unterschieden werde, käme es zu Friktionen. In diesem Zusammenhalt zitierte er Konfuzius: „Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht.

Der Außenpolitik-Experte Dr. Rainer Stinner wurde um Ausführungen zum aktuellen China-Bild in Europa gebeten. Seiner Erfahrung nach werde in Europa regelmäßig unterschätzt, welch große Bedeutung die lange chinesische Geschichte für aktuelle politische Entscheidungen habe. Auch seien die Mittel der Machtprojektion in China andere, da sie von der Philosophie des Militärstrategen Sūnzǐ geprägt seien: „Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft„. Und schließlich müsse man im Westen verstehen, dass der chinesische Traum ein kollektiver Traum und kein individueller Traum sei, wie das bei uns der Fall ist.

Der ehemalige BND-Präsident Dr. August Hanning warnte, dass es auf der koreanischen Halbinsel zu einem von beiden Seiten nicht beabsichtigen Konflikt kommen könnte und China, die USA und Europa gemeinsam bei der Deeskalation helfen müssen. Botschafter Shi Mingde führte dazu aus, dass in Nordkorea Sorge über einen von außen herbeigeführten Regimewechsel herrsche. Die USA hätten die Spannungen ausgenutzt, um ihre Militärpräsenz in China zu erhöhen. Die bevorstehenden Olympischen Spiele böten aber ein Fenster der Entspannung, das beherzt genutzt werden sollte.

Herr Dr. Adam dankte den Gastgebern in einer kleinen Rede in fließendem Mandarin. Moderator Dr. Peter Strüven bedankte sich für die offene Diskussion und schloss den Abend mit guten Wünschen zum neuen chinesischen Jahr, dem Jahr des Hundes. Dies sei auch ein gutes Symbol für die Arbeit von Global Bridges, da bekanntlich Hunde sowohl treu als auch aufmerksam sind – zwei Eigenschaften, die wir als langjährige Beobachter Chinas gleichfalls uns zuschreiben.